Nach einigen turbulenten Tagen und viel Programm neben der Arbeit, Ostern bei der Familie, dann eine Woche total krank liegen,
tolle Ausstellungen und kleine Konzerte besuchen, brauchte ich dringend einen Luftwechsel und beschloss kurzerhand nach Venedig zu fliegen, um dort Freunde zu besuchen.
Das letzte April Wochenende stellte sich als perfekt heraus, da die Jungs – Mitglieder einer Ska-Punk-Band – ihr 10 jähriges Jubiläum mit einem großen Konzert auf einem Festival feiern sollten. Ich bekam Freitag relativ kurzfristig frei, ergatterte einen „günstigen“ Flug und saß Freitag morgen um 6 Uhr schon im Flieger in die Sonne.
Was für ein Traumwetter mich erwartete stellte sich heraus, als ich gegen halb 9 das Flughafengebäude verließ und ich im Tshirt und dünner langer Hose die Sonne genießen konnte.
Mein privater Abholservice bestand aus 2 total verstrahlten Kerlen, die nur 2 Stunden Schlaf hinter sich hatten und immer noch ordentlich betrunken waren. Die Autofahrt war kurz und witzig und als wir in der Wohnung ankamen traf mich der Schlag. Ich hatte mit so gut wie fast allem gerechnet, aber das was sich mir bot übertraf alles.. So viel Schmutz und Dreck und Schimmel, dass ich weder meine Schuhe ausziehen wollte, noch mich irgendwo mit meiner Jeans irgendwo auf einen der vielen mit unkenntlichen Flecken übersäten Stühle setzen wollte. Auch der zuvor noch kürzlich verspürte Drang mich im Badezimmer frisch zu machen blieb bei dessen Anblick aus.
Absoluter Wahnsinn sag ich euch.. Einige Zeit später zum Festival aufbrechend, war ich froh über die dort vorhandenen „Dixie-Klos“ und genoss es in einem von zerfallenen Ruinen und Lagunen durchzogenen Park die Sonne im Gesicht zu spüren etwas Gutes zu essen zu bekommen um endlich zu entspannen. Die restliche Band freute sich sehr und war überrascht mich zu sehen, desto mehr genossen wir den Nachmittag zusammen. Das Konzert abends immer wieder von schlagartigen Regenfällen unterbrochen war fantastisch und keiner der Anwesenden ließ sich davon abschrecken und nach Hause gehen.
Die bevorstehende Nacht machte mir ernsthaft Sorgen, weil ich noch nicht wirklich abschätzen konnte, wie groß der Ekel sein würde, mich irgendwo dort schlafen zu legen und ob ich das überhaupt konnte. Ich konnte, gottseidank! Obwohl die 2 Zimmer Wohnung mit knapp 15 total besoffenen und zugedröhnten Menschen belagert war, ergatterte ich ein Teil des Bettes, fegte vor dem Hinlegen nocheinmal darüber und legte mich für ein paar Stunden schlafen.
Für mich war klar, dass ich am nächsten Morgen mich schnell frisch machen – soweit dies möglich war- und dann nach der Tram nach Venedig fragen wollte. So stand ich nach knapp 3,5 Stunden wieder auf den Beinen und verließ das Haus schon kurz vor 8 über unterschiedlichste Gestalten drüber steigend. Nach einer weiteren Herausforderung, die daraus bestand, über den aus einzelnen Speeren bestehenden 2 Meter hohen Gartenzaun zu klettern, da sich dieser nur vom Hausinneren öffnen ließ, ich mir dabei meine Hose kaputt riss aber immerhin raus war, fuhr ich mit der Tram, die ich auch direkt fand nach Venedig.
Lief den ganzen Tag bei strahlendem Sonnenschein durch die Stadt, entdeckte wunderschöne Ecken, nahe der Musikhochschule, legte mich in die Sonne auf den Stufen der Santa Maria Kirche, lernte einen Maler und Dozenten der Kunst-Uni kennen, der wiederum Antjes Bruder kennt, da dieser um die Hausecke wohnt. Ein traumhafter Tag an dessen Ende ich einen Schmuckhändler und Lebemann aus Venezuela mit seinen Freunden kennenlernte und wir beschlossen abends auf eine der vielen Partys in Venedig zu gehen und sie selbstverständlich einen Schlafplatz für mich in der WG hätten.
Somit fuhr ich nach Maestre zurück, verabschiedete die Jungs und war heilfroh als ich in Venedig zurück war, meine Tasche in die Wohnung mitten in der Altstadt brachte und wir eine wunderschöne Nacht genießen konnten.
Erst auf einem Fest in einer alten Schule, in dessen grünen Innenhof eine Elektroparty stattfand und im Anschluss über die unzählig vielen Plätze wandernd, auf denen wir viele nette Menschen trafen, mit denen wir tanzten und Musik bis in den frühen Morgen machten.
Am Sonntag morgen ging ich mit Alexis kurz das Frühstück einkaufen, wir verpflegten die restliche „Meute“ und schlenderten gegen Mittag noch einmal durch Venedig. Über den Markusplatz, an wunderschönen Ecken abseits des Tourismus vorbei in ein Viertel welches im Osten liegt. Genossen einen Prosecco in der Sonne am Kanal sitzend und liefen im Anschluss durch einen wunderschönen riesengroßen Park, der fast menschenleer war.
Ein wunderschöner Abschluss dieses doch etwas anders verlaufenden Wochenendes! Ich bedankte mich bei meinen neuen Bekannten für Ihre Gastfreundschaft, setze mich in den Bus in Richtung Flughafen und kam mit dem Flieger um kurz vor 7 Uhr abends in Hamburg, kaputt aber glücklich an.
Die Waschmaschine brauchte 2 Durchgänge, bis sie alle meine Anziehsachen desinfiziert und gereinigt wieder ausspuckte und ich sank müde aber sehr glücklich über diesen Kurztrip in mein eigenes Bett.
Es braucht wohl manchmal doch noch die ein oder andere Erfahrung, damit man mal wieder gewisse Dinge zu schätzen weiß!